Ein neues Gesicht unter den Flittarder Köpfen: Theo Walker

Theo Walker wurde am 02.11.1936 in Linglack (Ostpreußen; heute polnisch „Łędławki“) geboren und hatte 4 Geschwister. Die Familie wurde 1945 von dort vertrieben und fand in einem alten Gutshof bei Alt-Seehagen (Landkreis Vorpommern-Rügen) für 10 Jahre eine Unterkunft. Von dort aus zog die Familie bald weiter nach Velgast (bei Stralsund), wo sie heimisch wurde. Mit 15 Jahren fand Theo Walker in der nahegelegenen Werft in Stralsund eine gut bezahlte Anstellung als Schweißer, die dort zu dieser Zeit sehr gefragt waren. Theo Walker wohnte in der Woche auf der Insel Dänholm. Dort hatte er Kontakt zu vielen anderen Arbeitern, die er nebenbei gegen Trinkgeld mit Wodka versorgte und hatte so ein gutes Auskommen.

Seine Schwester (die älteste der 5 Kinder) fand hingegen eine Anstellung als Haushälterin in Köln-Junkersdorf bei einem leitenden Angestellten der BAYER AG. Dies sollte sich für Theo Walker als schicksalhaft herausstellen. Da seine Schwester sich dort einsam fühlte, besuchte Theo Walker sie bald daraufhin, um bei ihr Urlaub zu machen. Dies hatte seine Schwester offenbar so glücklich gemacht, dass sie darauf bestand, dass ihr Bruder Theo bei ihr bleiben sollte. Da sie ihm über ihren Arbeitgeber auch eine gute Anstellung als Schweißer bei der BAYER AG vermitteln konnte ist Theo Walker diesem Wunsch seiner Schwester kurzentschlossen nachgekommen. So wurde am 21.05.1957 aus dem 20jährigen Theo Walker, der nur mit einem kleinen Koffer gekommen war, ein ordentlicher Flittarder, indem er eine erste Unterkunft in der Wiedenhofgasse fand. Ein schicksalhafter Moment, der sich für Theo Walker und letztlich auch für Flittard als glückliche Fügung herausstellen sollte.

Mehr oder weniger um die Ecke wohnte in der Pützlachstr. Helga Jansen, die Tochter des Betreibers eines seinerzeit sehr bekannten Milchgeschäftes in der Flittarder Hauptstr., in die sich Theo Walker schnell verliebte und sie sich auch in ihn. Am 12.10.1960 schlossen die beiden in der Flittarder Pfarrkirche St. Hubertus den Bund fürs Leben. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor. Zunächst wohnte das Paar in der Pützlachstr. 49 und zog 1965 in die Spemannstr. 12, wo die Familie bis 1975/76 wohnte, um dann ein paar Häuser weiter in die Spemannstr. 19 zu ziehen. Der letzte Wohnungswechsel in Flittard fand dann 1990 statt, als man in die Kurt-Alder-Str. zog, wo Theo Walker bis heute wohnhaft ist.

Theo Walker ging 1992 in den Vorruhestand und wurde danach zunehmend aktiver im Ortsleben und unterstützte, wo er nur konnte. Später musste er schließlich einen Schicksalsschlag verkraften, als am 06.05.2009 seine geliebte Ehefrau Helga infolge eines Krebsleidens verstarb. Dies hatte jedoch letztlich zur Folge, dass Theo Walker sich nicht zurückzog, sondern sich noch mehr in der Dorfgemeinschaft engagierte, als er es ohnehin schon bis dahin getan hatte. Denn Theo Walker sucht und braucht den Kontakt zu seinen Mitmenschen. Eine seiner hervorragendsten Eigenschaften sind daher seine Hilfsbereitschaft und sein Gemeinsinn, die in einem einzigartigen Engagement den Menschen und dem Ort bis heute zu Gute kommen.

Bereits am 01.01.1960 wurde er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Löschgruppe Flittard, wo er 1970 den Führerschein Kl. II erwarb und 1978 zum Atemschutzgeräteträger ausgebildet wurde. Danach erfolgte 1980 die Ausbildung zum Truppführer. In seinen über 36 aktiven Dienstjahren nahm er an zahlreichen Einsätzen teil, z. B. an der Bekämpfung der Großbrände bei Ford oder auch in Flittard bei dem Feuer auf dem Bongartshof, sowie an vielen Hochwassereinsätzen. Neben den Einsätzen zeigte sich, wie Theo Walker auch den Dienst am Menschen, in diesem Fall bei seinen Kameraden, lebte und vorlebte. Zu Beginn der 90er Jahre machte er es sich zur Aufgabe beim wöchentlichen Übungsdienst heiße Würstchen zuzubereiten. Den Erlös behielt er nicht für sich, sondern investierte ihn in eine Standarte für die Löschgruppe. Und lange Zeit quasi bis heute ist er sich nicht zu schade, sich auch mal hinter die Theke zu stellen und zu bedienen. Dass Theo Walker daneben auch dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr angehört, wo er ebenfalls bis heute aktiv ist, kann fast als Selbstverständlichkeit betrachtet werden.

Auch sportlich war Theo Walker lange aktiv. Am 01.01.1962 trat er in den TV Flittard ein und hat dort Handball (Feldhandball) gespielt, sowohl Großfeld als auch Kleinfeld. Selbst als Senior hat er mit anderen Gleichaltrigen noch lange Handball gespielt. Aber auch als das Alter langsam den Tribut forderte, konnte dies ihn nicht wirklich stoppen, denn Müßiggang ist ihm nun wirklich völlig fremd. So folgte nach Handball schnell Tennis, das er zusammen mit einigen anderen Senioren kurzerhand aus der Taufe hob und einige Jahre aktiv spielte. Dass das Tennisfeld dazu in Eigenarbeit selbst gestaltet wurde wundert dabei nicht. Als der erste Marathon in Köln veranstaltet wurde, hat der TV Flittard mit einem Versorgungsstand unterstützt und dies in der Folge noch weitere 19 mal. Theo Walker war jedesmal einer der zuverlässigen Helfer, die auch andere Sportler bei deren Aktivitäten selbstlos unterstützten. Ebenso half Theo Walker bei der Vorbereitung und Durchführung des Flittarder Deichlaufs und war viele Jahre als Platzwart des Sportplatzes in der Hubertusstr. tätig. Seit 2012 ist Theo Walker Ehrenmitglied im TV Flittard.

Weitere Initiativen waren die Mitgliedschaften im Kegelclub „Ärm Söck“, bei den „Flittarder-Hof-Sängern“ und im Musik-Corps Köln-Flittard, in dem er ebenfalls Ehrenmitglied ist. Seit 1991 ist Theo Walker auch Mitglied und seit 2012 im Bürgerverein Köln-Flittard von 1989 e.V., dem er sich wie dem Musik-Corps besonders verbunden fühlt. In diesem Zusammenhang half Theo Walker bei der Organisation zahlreicher Rheinufersäuberungen, pflegt wöchentlich den Dorfplatz in der Hubertusstr., unterstützt die Tafel jede Woche bei der Ausgabe von Lebensmittel an Bedürftige, sorgt dabei für Ordnung und stellt zum Schluss ordentlich die Mülltonnen zur Leerung auf. Letzteres auch gelegentlich für die gegenüberliegende Pfarrei St. Hubertus, wenn dort der Hausmeister mal in Urlaub ist. Daneben unterstützt/e er unentgeltlich einzelne Menschen, z. B. indem er etwas Gartenpflege betreibt oder einfach nur morgens vor dem Frühstück die Hühner aus einem Stall lässt. Und wer sich fragt, wer sich so liebevoll um das „Heiligenhäuschen“ an der Roggendorfstr. kümmert, weiß nun die Antwort: Theo Walker.

Kraft schöpft Theo Walker aus den vier Generationen seiner Familie, aus dem von ihm geliebten „deftigen“ Essen (wie z. B. eine kräftige Rindfleischsuppe) und aus den Besuchen in der alten Heimat, wenn er einmal im Jahr nach Stralsund fährt und Urlaub auf Baltrum macht. Und als Sudoku-Liebhaber bleibt seine geistige Fitness auch erhalten.

Egal, in welchem Verein oder Club Theo Walker Mitglied war oder ist, eines ist überall erkennbar: Wenn es um irgendeine Organisation geht, um eine Gefälligkeit, um eine Arbeit, die keiner gerne macht, Theo Walker ist dabei, er fragt nicht lange, er macht es einfach und verlangt nichts dafür. Er freut sich, wenn er dafür ein „Dankeschön“ oder ein anerkennendes Schulterklopfen bekommt und ein Kölsch darf man ihm auch mal ausgeben. Kurz und gut: Theo Walker ist die gute Seele des Ortes, auf die man sich immer verlassen kann, der da ist, wenn etwas getan werden muss und der stets gut gelaunt ist und gerne anderen eine Freude bereitet. Dafür verdient er in höchstem Maße Anerkennung, die auch hiermit ausgedrückt werden soll. Theo Walker ist wirklich ein toller Flittarder, ein Vorbild, dem wir hiermit für hoffentlich noch viele gute Jahre nur das Allerbeste wünschen. DANKE Theo, ohne dich wäre Flittard ärmer!

Rainer Weidenbach