Manfred Hebborn

Manfred Hebborn2. Ehrenmitglied im Bürgerverein Köln-Flittard von 1989 e. V.

Manfred Hebborn führte am 02. April 2006 die 200. naturkundliche Führung in der Flittarder Rheinaue durch. Dies nehme ich zum Anlass, ihn und seine Tätigkeiten einem größeren Publikum vorzustellen.

Manfred ist in Flittard geboren worden. Durch seinen naturkundigen Vater wurde er bereits in frühester Kindheit angeleitet, mit offenen Augen und Ohren unterwegs zu sein. Das Fernglas und später der Fotoapparat gehörten zu seiner Ausrüstung, um möglichst viele Vögel und Säugetiere kennen zu lernen.

Mit 18 Jahren wurde Manfred Hebborn Mitglied im ‚Deutschen Bund für Vogelschutz’. Hier wurde er zu einem wissbegierigen Teilnehmer an vielen Veranstaltungen und Exkursionen. Darüber hinaus war er bei allen sich bietenden Gelegenheiten mit dem Jagdaufseher unterwegs oder als Treiber bei verschiedenen Jagden im hiesigen Revier dabei. Wie kaum ein anderer lernte er so die Flittarder Rheinaue kennen und lieben.

Dies war jedoch nicht seine einzige Leidenschaft: In den zurückliegenden 40 Jahren erkundete er die Wälder der Eifel und half dort häufig dem ostpreußischen Oberförster im Forstbetrieb, was beinahe zwangsläufig dazu führte, dass er 1976 seine Jägerprüfung absolvierte. Bei Ansitzen auf Tiere des Waldes kam es zu für ihn unvergesslichen Erlebnissen.

Dass jemand mit einer solchen Hingabe zur Natur auch im Urlaub mit Frau und Kindern nicht untätig war, bedarf keiner Frage: Sie sammelten gemeinsam Pilze, bestimmten Schmetterlinge sowie Wald- und Wiesenblumen. Seit etwa 30 Jahren ist Manfred Mitglied im ‚Verein für Kräuterfreunde’ im österreichischen Karlstein auf der Thaya. Dies wiederum führte dazu, dass er sich intensiv mit Naturheilkunde beschäftigte, wovon viele Tipps in div. Ausgaben von ‚Flittard-Intern’ zeugen. Außerdem ist Manfred Hebborn bereits seit Jahren im ‚Arbeitskreis Biotopvernetzung’ tätig. Dies ist ein Zusammenschluss von Naturschutzverbänden in Leverkusen, Köln und Bergisch Gladbach.

Aber auch das ist noch nicht alles: Seit einigen Jahren ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter in der ‚Villa Öki’. Dies ist die Umweltschule im Großklärwerk Köln-Stammheim. Hier unterrichtet er nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern bildet auch interessierte Lehrerinnen und Lehrer fort. Zudem wurde Manfred Hebborn vor einigen Monaten für div. Veranstaltungen an der Kölner Volkshochschule als Dozent verpflichtet.

Und so ganz nebenbei hat Manfred Hebborn den ‚Leverkusen-Taler’ erhalten. Dieser wurde anlässlich der Landesgartenschau im Jahre 2005 an 3 Gruppen vergeben, deren Mitarbeiter sich ehrenamtlich dort engagierten. Er hat über 50 Führungen in der LaGa durchgeführt und darüber hinaus an 8 Tagen Dienst im ‚Jägerhaus‘ verrichtet.

Übrigens hat er die Jagd schließlich drangegeben, nicht jedoch seine Aktivität im Jagdhorn-Bläsercorps der Kreisgruppe Leverkusen.

Dies alles sollte man wissen, um seine erstaunliche Kompetenz zu verstehen, die er sich als Autodidakt erworben hat, der auch studierte Wissenschaftler Anerkennung zollen. Allerdings erklärt es noch immer nicht, wie es zu den vielen Führungen und Wanderungen rund um Flittard kam.

Angefangen hat alles mit der 1.000-Jahr-Feier Köln-Flittards im Jahre 1989. Eines der Angebote bei diesem Fest, an dem sich beinahe die gesamte Bevölkerung des Ortes beteiligte, war eine naturkundliche Wanderung durch die grüne Umgebung von Flittard, geführt von Manfred Hebborn. Das Echo war groß und der Wunsch nach einer Wiederholung so stark, dass von da ab einmal im Monat, jeweils am Sonntagmorgen von 9.00 bis 12.00 Uhr, die Natur erwandert wurde. Seit jenen Tagen ist Manfred Hebborn „Ehrenamtlicher Leiter der Naturschutzgruppe im Bürgerverein Köln-Flittard von 1989 e. V.“

Dass es sich bei seinen Exkursionen keineswegs um ‚Wanderungen ins Blaue’ oder besser noch ‚ins Grüne’ handelte, versteht sich von selbst. Je nach Jahreszeit wechselten die Themen und die Ziele, von denen hier folgende beispielhaft genannt seien:

Das Hochwasser, der Deich, Retentionsflächen
Der Rhein als Wasserstraße
Kanalisierung des Rheines, Uferbefestigungen
Röhrichte und Hochstaudenflure
Spülsaum, Muscheln, Steine
Jagd, Fischerei und Landwirtschaft
Einheimische Tiere, Vogelstimmen
Eingewanderte Pflanzen und Tiere
Heimische Pilze
Fährten und Spuren
Extensive Rinderbeweidung
Obstwiesen, Nutzung und Pflege
Wiesenblumen und Kräuter
Kopfweiden, Pflege und Verwertung
Die Hochflutrinne (Binnenwasser)
Überwinterungsgebiet für nordische Vögel
Durchzug und Rastplatz für Zugvögel
Naturschutzmaßnahmen

Ursprünglich war dies Angebot für Flittarder Bürger gedacht. Schnell fanden sich jedoch interessierte Teilnehmer aus der näheren und weiteren Umgebung ein. Einige sind zum wiederholten Male dabei und es gibt sogar einen harten Kern, der ist immer dabei! Die Teilnehmerzahl schwankt jeweils zwischen 10 und 30 Personen, bei der Pilzwanderung sind es bis zu 40. Das bedeutet, dass bis zum 02. April 2006 etwa 4.000 Teilnehmer verzeichnet werden können.

Verschiedentlich nahmen auch Experten an seinen Führungen teil, u. a. für Schmetterlinge oder auch Botanik-Professoren. Durch sie konnte sehr eindrucksvoll die Beobachtung der Artenvielfalt von Fauna und Flora im Naturschutzgebiet ‚Flittarder Rheinaue’ ergänzt und die Intensität des Erlebten teilweise noch gesteigert werden. Manfred kann auf viele Briefe, Gespräche und Telefonate verweisen, mit denen Teilnehmer seiner Exkursionen ihm ihre Freude und auch ihren Dank für das Vermittelte zum Ausdruck brachten.

Wie sehr sich Manfred mit seinem Tun identifiziert, dokumentieren die folgenden Zeilen, die er mir zum Zitat überlassen hat:

„Naturschutz bedeutet Natur kennen lernen. Was man nicht kennt kann man nicht schützen. Wer seine Augen öffnet und seine Ohren, der sieht und hört die Natur wie sie lebt mit all ihrer Vielfalt und Schönheit, ihren Geräuschen und Stimmen, ihren Farben und Düften.

Vielfach sind unsere Sinne abgestumpft, aber sie sind nicht verloren gegangen. Es geht ihnen wie den Muskeln: Wenn sie gefordert werden, bauen sie sich wieder auf.

Wer vor allem die kleinen Schönheiten und Wunder in der Natur erkennt wird staunen, wird sie lieben und die persönliche Einstellung zum Schutz dieser Wunder ist nur eine logische Folge.“

Manfred entwickelt aber auch immer neue Ideen. Eines seiner Ziele, nämlich die Kennzeichnung des alten Baumbestandes im Stammheimer Schlosspark, konnte er inzwischen verwirklichen. Damit Besucher auch wissen, vor welchem Gehölz sie sich grade befinden, sind dauerhafte Schilder angebracht worden, die den Bäumen keinen Schaden zufügen. Übrigens ist diese Maßnahme durch die finanzielle Unterstützung der Bürgervereine Flittard und Stammheim zustande gekommen. Für beide, d. h. auch für den Stammheimer Bürgerverein, ist er Inzwischen offiziell unterwegs.

Die Tageszeitungen erwähnen Manfred Hebborn und seine Führungen immer wieder. Er trägt damit zu einem großen Bekanntheitsgrad von Flittard, des Landschaftsschutzgebietes ‚Rheinaue’ und unseres Bürgervereins bei (mit der Mitgliedsnummer 004 ist er ein Mann der ersten Stunde). Darüber freuen wir uns natürlich, gratulieren ihm zu seinen Erfolgen und wünschen ihm, dass er noch lange seine ehrenamtlichen Tätigkeiten ausüben kann.

Für seinen unermüdlichen Einsatz in Sachen Natur sind wir Manfred Hebborn zu großem Dank verpflichtet. Der Vorstand des Bürgervereins hat ihn wegen seiner großen Verdienste zu seinem 2. Ehrenmitglied ernannt.

Klaus Arand

Im Jahre 2013 gründeten die Bürgervereine von Flittard und Stammheim die Naturstation am Rande des Stammheimer Schlossparkes. Manfred Hebborn übernahm zusammen mit dem Stammheimer Günter Seiffert die Leitung der Station, die sich unter anderem auch um die zahlreichen Obstbäume dort und in der Flittarder Rheinaue kümmert. Im Jahre 2018 erhielt Manfred Hebborn den Ehrenamtspreis der Stadt Köln und im Jahre 2021 wurde ihm der Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland in der Kategorie „Kultur“ verliehen.
Am 30.06.2023 verstarb Manfred im Alter von 82 Jahren nach längerer Krankheit. Bis zu seinem Tode unternahm er über 350 naturkundliche Führungen rund um Flittard und Stammheim.
Der Vorstand