Rolf Udelhoven

Hier geht es um Rolf Udelhoven, geboren am 29.01.1930 in Köln, verheiratet, 3 Kinder. Früher wohnhaft in Köln Mülheim und seinerzeit dort leidenschaftliches Mitglied im Tanzcorps Müllemer Junge, begeisterter Handball- und später Faustball-Spieler.
Im Jahre 1966 zog er mit seiner Familie nach Flittard, in die später von Insidern sogenannte Marmeladensiedlung. Manche stellten sich vor, das hätte mit der besonderen Farbgestaltung einiger Eigenheime zu tun, unter anderem auch durch das „lila Haus“ der Familie Udelhoven. Es war aber eher eine Anspielung auf die finanziellen Mittel der neuen Eigenheimbesitzer, die eher Marmelade als Wurst kaufen konnten.
Eines seiner Hobbys in Flittard war Tischtennis. Lange Jahre war er mittreibende Kraft, um die Tischtennisgruppe im Jugendheim St. Hubertus zu erhalten. Zeitlebens hat er seine Hobbys regelmäßig gepflegt, und es musste schon ernste Gründe geben, um etwas aufzuhören. Beruflich war Rolf Udelhoven immer stark eingespannt und viel unterwegs. Als Handelsvertreter reiste er durch NRW und die angrenzenden Bundesländer. Es ist schwer zu beurteilen, ob ihm dieser Beruf lag weil er besonders kommunikativ war, oder ob er sich durch den Beruf so entwickelt hat. Fakt ist, er kennt unendlich viele Menschen und weiß immer Themen zu finden, über die er sich mit ihnen unterhalten kann.

So ganz alleine war er in der neuen Siedlung in Flittard mit dieser Art nicht. Aus Bekanntschaft entwickelte sich eine Gemeinschaft in der neu zusammengefundenen Nachbarschaft, die sich 1969 als Veedelsverein Neu-Flittard einen Namen gab.
Als Gruppe „De Siedler Kumme“ wurde der damals wieder aufkommende Flittarder Sonntagszug vom Veedelsverein Neu-Flittard mitgestaltet.
Rund um Rolf Udelhoven an der großen Trommel hatten sich zur musikalischen Untermalung des Zuges Walter Bargon am Akkordeon, Herbert Preiss an der Fanfare, Robert Gentzsch an der kleinen Trommel und Wendel Friedrich an der Teufelsgeige zur Kapelle „Siedlers Ruh“ formiert. Ohne große Vorbereitung – eben einfach so.
Es war ein musikalisches Quintett geboren, welches bei Rolf Udelhoven, der zu diesem Zeitpunkt gerade im 40. Lebensjahr stand, vermutlich die Liebe zur Musik in einer Musikgruppe entfesselt hat – ein neues Hobby.
Von diesem Zeitpunkt an suchte er nach Gleichgesinnten und plante, für das nächste Jahr 1970 ein richtiges Lieder-Repertoire im Flittarder Sonntagszug darbieten zu können. Mit Unterstützung von Freunden sammelte er Instrumente aus der Nachbarschaft und begann, ohne jede musikalische Vorbildung, mit Interessierten zwischen 6 und 50 Jahren mit regelmäßigen Proben in seinem Party-Keller. Das Liedgut wurde von Tonband oder Kassette abgehört und nach Gehör nachgespielt.
Es hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er 1971 weitere Instrumente wie eine große Trommel, Marschbecken und Naturfanfaren, 1972 Querflöten und eine Lyra aus privaten Mitteln kaufte. Ab 1973 bildete er eine eigene Blasmusik- und eine Tambourcorps-Gruppe, die mit Unterstützung des Allgemeinen Schützentambourcorps Stammheim eine Grundausbildung erfuhr – bis es ihm gefiel. Dann mussten zunächst seine Kunden, Bekannten und Freunde ran und Auftritte buchen.
Ab 1974 kamen Auftritte wie Kindersitzung (Schützenhalle), im Altenheim, Frauensitzung (In den Büchen), Karnevalszüge in Buchforst, Mülheim und Dellbrück. Dabei hielt Rolf Udelhoven die Horde Kinder und Jugendliche unter anderem bei der Fahrt mit der KVB im Überblick – heute unvorstellbar.

Es wurde den „immer noch mithelfenden Nachbarn“ etwas viel und so spaltete er 1975 die Musikgruppe vom Veedelsverein ab. Er nannte sein neues Hobby nun Musik-Corps Köln-Flittard gegr. 1970, da ja für dieses Jahr erstmalig geprobt wurde.
Durch seine motivierende Art hatte er bereits viele Kinder aus dem Veedelsverein, aber auch nach und nach Kinder aus dem „Dorf“ und vereinzelte Erwachsene in seiner Truppe vereint. Geprobt wurde jahrelang in seinem Party-Keller. Eine zusätzliche Herausforderung für seine Ehefrau Inge, die sich, trotz klapperndem Geschirr in den Schränken, nie beschwert hat. Rolf Udelhoven war die Gemeinschaft der Gruppe immer wichtig und so fanden auch erste Weihnachtsfeiern in seinem Keller statt.
1975 besorgte er zum Proben einen Raum in der Pauline. Im Jahr 1989 verhandelte er mit Unterstützung von Hans-Josef Michels, seinerzeit Stadtverordneter der SPD Stammheim/Flittard, einen Mietvertrag für einen Proberaum in der alten Schule Hubertusstraße mit der Stadt Köln. Diese Räumlichkeiten werden heute noch genutzt. Für die Musikgruppe war er Geschäftsführer, Schriftführer, Vorsitzender und musikalischer Leiter in einer Person.

Es gab Zeiten, in denen er das Musik-Corps mit annähernd 50 aktiven Musikern und Musikerinnen leitete. Das Musik-Corps war der einzige Musikverein im größeren Umkreis von Köln, der als Tambourcorps und Blaskappelle mit gemeinsamem Schlagzeug auftrat.
Die Freude war seinem Gesicht anzusehen, als er es 1980 geschafft hatte, mit der Gruppe erstmalig den Rosenmontagszug musikalisch begleiten zu dürfen. Die Musikgruppe war so groß, und die Kinder zum Großteil so klein, dass das Festkomitee Schwierigkeiten hatte, die Gruppe einzukleiden.
Im März 1983 verunglückt seine jüngste Tochter Kerstin tödlich – ein schwerer Schlag für Ihn, seine Familie, seine Freunde und seinen Verein.
Sein Hobby blieb und seine „Vereinskinder“ wuchsen heran und konnten Ihn immer mehr unterstützen. Es war eine große Aufgabe so viele Kinder und Jugendliche zu organisieren. Manche Eltern hatten mit den eigenen Kindern genug. Rolf Udelhoven setzte sich mit dutzenden Kindern und deren Eigenheiten auseinander. Oft sprach er mit Eltern, mal um zu helfen, mal um sich helfen zu lassen. Die Kinder und Jugendlichen kamen, um ein Instrument zu erlernen. Wenn sie ihr Instrument beherrschten, wurden häufig andere Dinge wichtiger – ob Freund/in, Schule, Sportverein oder Ausbildung. Es gab schon immer eine große Fluktuation.
1987 wurde beschlossen, die restlichen Flötisten auf Trompete oder Tenorhorn umzuschulen.
Die Bläsergruppe zu entwickeln war jetzt sein nächstes Ziel. Und er konnte Anselm Seiffert überreden, die musikalische Leitung zu übernehmen, was ihn entlastete und dem Musik-Corps Jemanden mit musikalischer Ausbildung brachte. So bildete sich rund um Rolf Udelhoven mit der Zeit ein Vorstand, dem er als 1. Vorsitzender angehörte.
Dieser Vorstand ernannte ihn 1989 zum Ehrenvorsitzenden. 1998 trat Rolf Udelhoven nicht mehr zur Wiederwahl als 1. Vorsitzender an und zog sich aus der Vorstandsarbeit zurück.
Sein Hobby ist ab da nur noch das regelmäßige Musizieren. 2006 wurde Ihm auf dem Schützenfest in Nippes das Schützenmusikerabzeichen des Bundes der Historischen deutschen Schützenbruderschaften in Bronze verliehen.

Noch heute, mit mittlerweile 87 Jahren, motiviert er die Menschen in seinem Hobby-Verein mitzumachen, erscheint regelmäßig zur Probe und spielt fast alle Auftritte mit.
Als Kind aus dem Veedelsverein, das bereits seit jungen Jahren in seinem Musik-Corps dabei sein durfte, bilde ich mir ein beurteilen zu können, dass er eine ganz besondere Persönlichkeit ist, dem sowohl das Musik-Corps, aber auch Flittard viel zu verdanken hat.
Mich hat immer beeindruckt, wie er über die vielen Jahre so viele Mitglieder in der Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten oder Schicksale väterlich zur Seite stand und mit Rat und Tat unterstütze.
Sein Hobbyverein besteht aktuell aus 48 aktiven, 59 inaktiven Mitgliedern und zählt 169 Ehemalige, die zum größten Teil aus Flittard stammen.
Erwähnenswert – oder?

Heiko Gentzsch

Ergänzung:
Im Jahre 2019 wurde Rolf Udelhoven im Rahmen des Patronatsfestes der St. Seb. Schützenbruderschaft Köln-Flittard das Schützenmusikerabzeichen des Bundes der Historischen deutschen Schützenbruderschaften in Silber verliehen. Am 02.04.2021 verstarb er im Alter von 91 Jahren.
Die Redaktion