Walter Bargon (* 02.03.1928 , † 09.02.1998)

Walter Bargon war Bundesbahnbeamter und zog im Sommer 1966 mit seiner Frau Margot und seinen 3 Kindern aus Köln-Zollstock nach Köln-Flittard in die Fritz-Haber-Straße 13. Die DEWOG (Deutsche Wohnungs GmbH) hatte zwischen Bayer-Siedlung und Bayer-Bahn Reihenhäuser und Bungalows gebaut. Hier fanden viele Familien, die aus vielen Teilen Kölns kamen, mit Kindern ein neues Zuhause. Zu dieser Zeit existierte der Familienkreis „Junge Familie“ in der Pfarre St. Hubertus, dem sich bald einige Familien und auch Familie Bargon anschlossen. Die „Neu-Flittarder“ (so wurden die Bewohner genannt) organisierten sich daneben zusehends selbst in dem neuen Flittarder Viertel. Man half sich mit Tipps bei der Gartengestaltung, lieh sich Werkzeug und fand so schnell Kontakt zu den neuen Nachbarn. Es war die Zeit der Kellerbars, die nach und nach in so manchem Haus entstanden und dann feucht-fröhlich eingeweiht wurden. So auch bei Walter Bargon. Zu vorgerückter Stunde hatte einer der anwesenden Nachbarn oder auch Walter Bargon selbst (dies lässt sich leider nicht mehr genau ermitteln) die Idee: Wir gründen einen Verein.

Es war die Geburtsstunde des „Veedelsverein Neu-Flittard“. Man schrieb das Jahr 1969. 10 Nachbarn aus der Fritz-Haber-Straße und den umliegenden Straßen waren die Gründungsmitglieder[1]. Ein Jahr später nahm die Gruppe mit Kind und Kegel an Karneval am Flittarder Sonntagszug unter dem Motto „Die Siedler kumme“ teil. Musik, natürlich live, durfte auch nicht fehlen. Zusammen mit vier Nachbarn wurden kölsche Tön mit Trommeln, Fanfare und Akkordeon angestimmt. Da Walter Bargon sich den Fuß gebrochen hatte und nicht laufen konnte, saß er mit seinem Akkordeon auf einem Fahrradanhänger, der als Garten „Siedlers Ruh“ dekoriert war. Das „Musikcorps Köln-Flittard“ war geboren (siehe hierzu auch Flittarder Köpfe: Rolf Udelhoven).

Mehr und mehr wurden die „Neu-Flittarder“ in die Dorfgemeinschaft integriert. Walter Bargon wurde (inaktives) Mitglied in der St. Sebastianus Schützenbruderschaft und seine Frau Margot bildete 1970 beim Schützenfest zusammen mit Stefan Hammes das Heukönigspaar.

Walter Bargon hatte eine Leidenschaft, die er als Jugendlicher und junger Mann entwickelt hatte, da er für seinen blinden Vater, der 1. Vorsitzender des Kölner Blindenvereins war, dessen jährliche Karnevalssitzung im Sartorysaal mit den „Muuzemändelcher“ mitorganisierte. Seine Freizeitgestaltung war fast immer mit Karneval verbunden, daher war Walter Bargon vom Kölschen Karneval geprägte und prägte ihn auch selbst mit.

Im Herbst 1972 trat Walter Bargon in die Flittarder Karnevalsgesellschaft ein. Sein Organisationstalent und seine Redegewandtheit blieben nicht lange verborgen und am 16.06.1974 wurde er in der Nachfolge von Heinz Wallau Präsident der Flittarder KG. Am 07.05.1977 konnte er um 11:11 Uhr in dieser Funktion die ehemaligen Evangelischen Volksschule in der Paulinenhofstraße als neues Domizil der Flittarder KG mit der Bezeichnung „Narrenburg“ in Anwesenheit von Alt-Oberbürgermeister Theo Burauen und Dr. Adolf Nölle (Vizepräsident des Festkomitee Kölner Karneval) einweihen.

Er war neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen und griff sie gerne auf. Eine davon besteht bis in die heutige Zeit. Zusammen mit Günter Kuhn war er der Mitinitiator der sog. „Milljöh-Sitzung“. Statt eines Elferrates im Gestühl gab es als Bühnenbild einen Marktplatz mit vielen Ständen, hinter denen die Elferratsmitglieder kostümiert standen. Walter Bargon war äußerst kostümverliebt und wandlungsfähig und hatte sich als Type die Figur des „Knoblauch’s Griet“ ausgesucht. Mit langem Rock, 2 Pampelmusen als Oberweite, brauner Perücke, einer Kette aus Knoblauchzehen sowie einer Porreestange als Zepter (beides die Insignien eines Präsidenten) führte er am 06.01.1978 durch das Programm. Unvergessen ist dabei einer der frühen Auftritte der damals noch recht neuen und wenig bekannten Band „Black Fööss“. Die Band war die Schlussnummer und als die Jungen feststellten, dass alle Lebensmittel in den Ständen echt waren, wurde sich erst einmal mit Wurst, Käse, Brot und Obst gestärkt. Sage und schreibe eine fast volle Stunde stand die Band auf der Bühne (nicht nur zum Essen). Das Publikum war völlig aus dem Häuschen. Sein Hang und seine Liebe zum „perfekten“ Kostüm wurde ihm einmal auch fast zum Verhängnis: Anlässlich eines Kostümballs an Weiberfastnacht in der Flittarder Schützenhalle erschlich sich Walter Bargon im Outfit eines Gammlers den Zutritt zur Veranstaltung. Das Kostüm war so lebensecht und Walter Bargon darin so unkenntlich, dass er auf Grund seines an das Kostüm angelehnten Benehmens ernsthaft Gefahr lief, des Saales verwiesen zu werden. Umso größer war die Überraschung, als er sich zu vorgerückter Stunde schließlich für alle Anwesenden erlösend zu erkennen gab.

Walter Bargon erlangte als Präsident der Flittarder KG Bekanntheit und Anerkennung im organisierten Kölschen Karneval weit über die Grenzen Flittards hinaus. Nicht selten half er andernorts aus, um Karnevalssitzungen zu präsidieren, wenn Not am Mann war. Auch das Festkomitee Kölner Karneval (FK) hatte sein Talent erkannt und mehr als einmal den Versuch unternommen, ihn für eine Aufgabe im FK zu gewinnen. Walter Bargon hat jedoch diesen Ansinnen immer widerstanden, weil er seine ganze Kraft für Flittard und dessen KG einsetzen wollte. Dies tat er auch im Inneren der KG, indem er den „Klaaf“ (Mitteilungsblatt der KG) redaktionell gestaltete. Ob er den „Klaaf“ auch initiierte, kann vermutet, aber nicht mit letzter Sicherheit behauptet werden.

Wie gesagt, Walter Bargon hatte Ideen und konnte gut reden. Beides führte dazu, dass er im Jahr 1989 die 1000-Jahr-Feier mitgestalten und auch moderieren konnte. Das Bühnenprogramm mit viel Prominenz dauerte den ganzen Tag.

Gesundheitliche Probleme zwangen Walter Bargon letztlich am 23.05.1982 das Präsidentenamt abzugeben und sich aus dem manchmal doch recht zeitintensiven und auch stressigen Karnevalsgeschäft zurückzuziehen. Für seine Verdienste ist er als Ehrenpräsident gewürdigt worden und als solcher zeitlebens der Flittarder KG erhalten geblieben. Am 09.02.1998, zwei Wochen vor seinem 70. Geburtstag mitten in der laufenden Karnevalssession, verstarb Walter Bargon plötzlich und völlig unerwartet an einer Lungenembolie. Walter Bargon wurde auf dem Friedhof in Flittard beerdigt.

(Rainer Weidenbach)

[1] (Dies waren die Familien Bargon, Berntz, Decker, Felden, Friedrich, Gentzsch, Preis, Schild, Udelhoven, dazu die Familien Flock und St. Hammes)